disruptive Innovationen

disruptive Innovationen

Disruptive Innovationen

Als radikalste Form von Veränderungen gelten disruptive Innovationen. Diese beginnen häufig und meist unscheinbar in einer Nische oder am Rand einer Branche und entwickeln sich nicht selten erst einmal eine Zeitlang unter dem Radar. Grundlage ist entweder eine völlig neue Technologie oder ein völlig neuartiges Geschäftsmodell, mit dem Produkte und/oder Dienstleistungen angeboten werden, die nicht nur neu und einzigartig sind, sondern etablierte Unternehmen und ihre Produkte bis hin zu Geschäftsmodellen oder in Ausnahmen ganze Branchen überflüssig machen. Dies ist der wesentliche Unterschied zu inkrementellen Innovationen, bei denen Bestehendes maßgeblich weiter- oder neu entwickelt werden.

Neue Technologien und/oder neuartige Geschäftsmodelle sind allerdings nicht Auslöser oder Ursache für disruptive Innovationen, sondern immer nur die Werkzeuge.

„Disruption geht vom Kunden aus, weil sich deren Bedürfnisse ändern. Der Erfolg digitaler Innovationen und Transformation hängt nicht vom Einsatz neuer Technologien ab. Entscheidend ist, dass wir willens und in der Lage sind, die Welt mit diesen neuen Möglichkeiten neu zu denken.“

Quelle: Prof. Thales Teixeira, Harvard Business School l Digitale Disruption und Aufmerksamkeits-Ökonomie

„Disruption entsteht, wenn unversorgte Kundenbedürfnisse angesprochen werden. Startups greifen etablierte Unternehmen niemals in der Breite an, sondern analysieren deren Schwachpunkte innerhalb der Wertschöpfungskette oder an den Markträndern. Neu ist bei vielen disruptiven Innovationen nicht das Produkt, sondern der Denkansatz.“

Quelle: Clayton M. Christensen („The Innovator’s Dilemma“) gilt als Pionier disruptiver Innovation

In den meisten Fällen gehen disruptive Innovationen von kleinen Unternehmen als Brancheneinsteiger oder Nischenanbieter aus. Marktführer sind in den seltensten Fällen Treiber dieser Entwicklungen. Anderenfalls müssten diese Unternehmen zum „Hacker“ ihres eigenen Geschäftsmodells werden. In traditionellen Organisationen sind disruptive Innovationen kaum möglich, da

  • sich Unternehmen auf ihre Kernkompetenz und mit allen Prozessen auf das Kerngeschäft konzentrieren,
  • Bestandskunden und -umsätze abgesichert und Neukunden eher über traditionelle Verdrängung gewonnen werden,
  • bestehende Planungsvorgaben bonifiziert und somit Neues nicht honoriert wird,
  • das Mindset der Führungskräfte und eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur fehlen und
  • den Mitarbeitern die nötigen Freiräume sowie Ressourcen verwehrt werden u.v.m.

Hinzu kommen strukturelle Probleme, da klassische Unternehmen immer noch in Silostrukturen und Matrixorganisationen aufgestellt sind. Und dies, obwohl sich seit Jahren die Erkenntnis durchsetzt, dass diese Organisationsform eher Abgrenzung, Fachbereichsegoismus und Ineffizienz fördern.

Um aus diesem Dilemma heraus zu kommen, gründen viele Unternehmen mittlerweile ein Innovation Lab/Hub. Hierbei handelt es sich um ausgelagerte Organisationseinheiten, die auf die Entwicklung und effiziente Umsetzung von innovativen Produkten und Dienstleistungen spezialisiert sind. Es wird deutlich mehr ausprobiert und “out of the box” gedacht. Die nächste Ausbaustufe sind unternehmensinterne Inkubatoren, die ihren Fokus auf die Entwicklung von radikalen oder disruptiven Innovationen legen. Die höchste Ausbaustufe in Open Innovation sind offene Inkubatoren, in denen Startup-ähnliche Strukturen die Zusammenarbeit mit anderen Innovatoren ermöglichen. Hierbei werden die Stärken eines etablierten Unternehmens (wie z. B. die Finanzkraft oder der Marktzugang) mit einer kreativen, innovativen und risikofreudigen Entwicklungsumgebung kombiniert. In diesem Umfeld liegt der Fokus auf radikalen und disruptiven Innovationen und nicht selten spielen sie bei der digitalen Transformation eine wichtige Rolle.

Um die Sinnhaftigkeit dieser Innovation Labs/Hubs nicht ad absurdum zu führen, ist wichtig, dass diese ausgelagerten Organisationseinheiten nicht nur räumlich von der Unternehmenszentrale getrennt werden, sondern auch hierarisch/disziplinarisch. Hinsichtlich ihrer funktionalen Raumkonzepte und der visuellen Gestaltung unterscheiden sie sich in den meisten Fällen deutlich von denen der Unternehmenszentrale. Man erkennt dies häufig daran, dass es z. B. keine festen Arbeitsplätze gibt (open Space), die Einrichtung der Möbel und Farbgebung der Arbeitsplätze Kreativität fördern und durch Tools für agile Arbeitsmethoden abgerundet werden. Natürlich gibt es in diesem Umfeld auch kein Dresscode und in der Regel keine Hierarchien. Apropos: in dem Zusammenhang wird die Mentalität von Start-ups, die für Agilität und Dynamik stehen, häufig mit chaotisch und ohne Regeln verwechselt.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Innovation Lab/Hub und der Unternehmenszentrale ist häufig wie eine Mutter-Kind-Beziehung in der Pubertät. Gerade, weil die Aufgaben, das Mindset und die Strukturen so unterschiedlich sind – und bewusst auch sein sollen – sind Konflikte vorprogrammiert. Dieses unterschiedliche Verständnis zu moderieren ist Aufgabe einer offenen, respektvollen und wertschätzenden Innovationskommunikation – und im Übrigen Spiegelbild für den Reifegrad von Innovationsfähigkeit von Unternehmen