Innovationskultur
Innovationskultur
Man sieht sie nicht und doch ist sie in Unternehmen allgegenwärtig – die Unternehmenskultur. Innovationen sind nur in einer kreativitätsförderlichen und innovationsfreundlichen Unternehmenskultur möglich. Sie ist aber nicht nur der „Wohlfühlfaktor“ für erfolgreiches innovieren, sondern Spiegelbild für das Selbstverständnis von Unternehmen.
Die Unternehmenskultur wird durch die Beziehungen und das Handeln der Mitarbeiter innerhalb einer Organisation bestimmt und prägt das Auftreten nach außen und das Miteinander nach innen. Sie zeigt sich direkt durch die Außendarstellung wie Positionierung, Strategie, Unternehmens- und Markenkommunikation sowie Dienstleistungen und Services und indirekt durch Werte, Regeln, Führung und Zusammenarbeit sowie Denkhaltungen, die Mitarbeiter als selbstverständlich ansehen und unbewusst umsetzen. Die sichtbare Unternehmenskultur definiert sich über Fakten und beschreibt die Sachebene, wie ein Unternehmen wahrgenommen werden möchte. Die nicht sichtbare Unternehmenskultur findet auf der Beziehungs- und individuellen Ebene statt und beschreibt, wie ein Unternehmen wirklich „tickt“. Nicht ohne Grund wird diese Kulturebene mehr von informellen Gesprächen (auch Flurfunk genannt) und Emotionen geprägt als von offiziellen Anweisungen oder formalen Vorgaben. Diese ist der echte Gradmesser einer Unternehmenskultur und Spiegelbild der grundlegenden Überzeugung.
Die Innovationskultur ist eine spezifische Ausprägung der Unternehmenskultur und dient der Entwicklung und Förderung von Innovationen. Da Innovationen häufig synonym mit Digitalisierung oder auch Transformation gleichgesetzt werden, gelten nachfolgende Aussagen auch für diese Themen. Da es sich bei Innovationen um bereichsübergreifende Prozesse und somit um eine Querschnittsfunktion im Unternehmen handelt, ist eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur davon geprägt, dass Werte, Regeln und Denkhaltung von allen Prozessbeteiligten nicht nur mitgetragen, sondern gelebt und gemeinsam weiter entwickelt werden.
Eine Innovationskultur definiert sich über drei Dimensionen: die Innovationsfähigkeit (das „Können“), die Innovationsbereitschaft (das „Wollen“) und die Innovationsmöglichkeit (das „Dürfen“). Alle drei Dimensionen stehen in direkter Beziehung. Dem entsprechend hat es auf die anderen Dimensionen unmittelbaren Einfluss, wenn sich eine Dimension verändert und/oder eine andere Gewichtung bekommt. Innovationen sind dann erfolgreich, wenn die Rahmenbedingungen für das Können, Wollen und Dürfen geschaffen wurden und alle drei Dimensionen ausgewogen sind.
Die Innovationsfähigkeit definiert sich vor allem darin, dass alle Unternehmensbereiche und -ebenen die notwendigen Kompetenzen aufweisen oder die Mitarbeiter hierzu befähigt werden. Um kreative Ideen und erfolgreiche Innovationen entwickeln zu können, müssen neben der fachlichen Expertise unbedingt auch die kreativen Potentiale zugelassen und gefördert werden. Die nötige Methodenkompetenz zur Lösung anstehender Aufgaben und Herausforderungen runden das „Können“ ab. Die größten Hemmnisse sind verordnete Kreativität, Zeitdruck und Stress sowie Ablenkung durch das Tagesgeschäft.
Die Innovationsbereitschaft steht auf zwei Säulen: Neben dem klaren Commitment des Top-Managements führt vor allem eine intrinsische Motivation dazu, eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur nachhaltig zu etablieren. Hierzu sind nicht nur kreative und ideenreiche Mitarbeiter wichtig, sondern auch engagierte und überzeugte Mitarbeiter mit einer hohen Loyalität zum Unternehmen. Beides sind wichtige Voraussetzungen, um gewohnte (und somit ausgetretene) Pfade des Denkens und Handelns zu verlassen. Nur so können Ideen zu Innovationen entwickelt werden. Motivierte und überzeugte Führungskräfte in ihrer Vorbildfunktion sind für das „Wollen“ genauso unverzichtbar wie die Schaffung motivierender Strukturen sowie Anreize und Anerkennung für Mitarbeiter.
Unter Innovationsmöglichkeit werden die Leitplanken in Form einer Innovationskultur verstanden. Das „Dürfen“ ist die notwendige Voraussetzung, um das „Wollen“ und „Können“ operativ auch umsetzen zu können. Hierzu gehören die Bereitstellung der Ressourcen sowie die Definition von klaren Zielen, eindeutigen Verantwortlichkeiten bzw. Kompetenzen sowie transparenten Prozessen. Außerdem sind innovationsfreundliche Entscheidungsstrukturen zu schaffen und agile Denk- und Arbeitsmethoden anzuwenden. Hierzu gehören neben abteilungs- und/oder hierarchieübergreifenden Teams auch ein kontrolliertes Risikomanagement. Das „Dürfen“ schafft somit den notwendigen Denk-, Entscheidungs- und Handlungsfreiraum und zeigt die wahre Geisteshaltung eines Unternehmens zur Innovationskultur.
Die Plattform für die drei Ebenen stellt die Innovationskommunikation dar. Diese vermittelt die Ziele, Strategie sowie die Maßnahmen zur Umsetzung, schafft Transparenz über Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten, informiert über Projekte und deren Erfolge, Ergebnisse oder den aktuellen Stand. Hierzu dienen u. a. Informationskampagnen, Innovationstage, Innovation Contest und Awards, Innovation Barcamps, Hackathons und Ideenworkshops etc.